Alles fing eigentlich mit unserem
Krabbelgruppentreffen am Donnerstag (07.12.) an. Wir saßen zusammen und machten
eine kleine Weihnachtsfeier mit Plätzchen, Schnittchen, Tee und Kaffee. Die
Kinder waren alle irgendwie strange und total aufgedreht.
Samstag, 09.12.2017
Mein Bruder war bei meinen Eltern zu Besuch
und lud den Minijuchu zum Fischstäbchen essen ein. Also fuhren wir zum
Mittagessen zu ihnen und plötzlich verspürte ich eine leichte Übelkeit. Jetzt im Nachhinein fällt mir auch auf, dass
ich ab morgens recht starken Durchfall hatte. Zum Mittagessen aß ich deshalb
nur einen halben Apfel. Minijuchu aß ordentlich und schlief dann seinen
Mittagsschlaf. Um 16 Uhr hatte ich einen Termin bei einer Hebamme zur
haptonomischen Behandlung, dass sich das Baby doch noch aus der Beckenendlage
dreht. Ich fror und erzählte ihr, dass es mir so elendig übel ist. „Das kann
sein, dass der Körper versucht sich vor der Geburt zu reinigen oder zu
entleeren. Oft fängt so eine Geburt an.“, meinte sie zu mir. Der Papa war in der
Zwischenzeit mit dem Minijuchu beim Bahnhof, um Züge anzuschauen und die Zeit
rumzukriegen, weil wir danach im Anschluss alle drei zum Kegeln mit wollten.
Nachdem mich meine beiden Männer dann abgeholt haben, habe ich auf dem Weg
dahin schon gemerkt, dass mir immer schlechter wird. Dort angekommen trug der
Geruch der Kegelbahn nicht weniger dazu bei, dass es mir besser ging. Auch
musste ich dort gleich wieder auf die Toilette, wo ich stark wässrigen
Durchfall hatte. Ich verspürte nur noch den Drang nach Hause zu wollen. Das
Problem war nur, dass jeder irgendwie beschäftigt war. Mann und Schwiegervater
waren beim Kegeln hier, Schwägerin auf dem Weihnachtsmarkt, Schwiegermutter
arbeitete und meine Mama war bei einem Chorauftritt und wurde von meinem Papa
begleitet. Warum ich meinen kleinen Bruder nicht auf dem Schirm hatte, keine
Ahnung. Nun ja, in meiner Verzweiflung rief ich meinen Bruder an, mit der
Bitte, dass er sich mit dem Minijuchu beschäftigt, um mich hinzulegen. Das
Telefon daheim klingelte und plötzlich war mein Papa am Apparat. Sofort fing
ich an zu Heulen, warum er denn nicht beim Konzert, sondern zu Hause war. Die
Männer hatten wohl keine Lust die Frauen zu begleiten. Mir fielen sooo viele
Steine vom Herzen. Er bot sich sogar an, mich abzuholen. Allerdings hatte mein
Mann doch noch ein paar Minuten, bis er auf die Bahn musste und packte deswegen
den Minijuchu schnell (er protestierte zum Glück nur kurz, obwohl er das
Umfallen der Kegel und den „Ball“ mega toll fand) und setzte ihn ins Auto. Zur
gleichen Zeit verspürte ich draußen auf einmal, dass mir alles hochkommt und
ich stellte mich im Dunkeln irgendwo in den Garten an den Rasen und übergab
mich. Gefühlt spuckte ich mir die Seele aus dem Leib und es das Würgen war echt
anstrengend. Immer wieder dachte ich mir, warum denn mein Mann nicht nach mir
schaut. Er parkte in der Zeit das Auto auf dem engen Parkplatz aus, rangierte
hinter mir und als ich endlich fertig war und einstieg, fragte er mich
tatsächlich, ob es denn ginge. Dass ich mich übergeben hatte, hatte er
überhaupt nicht mitbekommen!!!!
Daheim angekommen wartete mein Papa gleich auf
uns und mein Mann machte sich sofort wieder auf den Rückweg. Ich ging den
direkten Weg ins Bett und föhnte erstmal mindestens eine halbe Stunde, da ich
so dermaßen fror. Und auch generell war ich einfach wie tot und döste vor mich
hin. Schlafen konnte ich nicht, da der Minijuchu nebenan spielte und die
exklusive Opazeit mehr als genoss. Er aß sogar einen Apfel (den er eigentlich
gar nicht so mag) bei Opa. Irgendwann kam dann mein Mann nach Hause und später
auch noch meine Mama. Ich empfang sie spuckenderweise in den Eimer. Wir
verabschiedeten uns und irgendwie stillte ich den Minijuchu noch in den Schlaf.
Mein Mann ging um 22 Uhr bereits ins Bett mit den Worten: „Ich weiß nicht, was
heute Nacht noch kommt!“. Er meinte aber eher, falls er sich alleine um den Minijuchu
kümmern muss, damit ich mich ausruhen konnte. Wir legten uns beide im
Kinderzimmer ins Bett und schliefen ein. Ich blieb absichtlich nicht bei dem Minijuchu,
um ihn gegebenenfalls nicht anzustecken.
Sonntag, 10.12.2017
Gegen 2 Uhr wachte der Minijuchu auf und ich
überlegte noch kurz, ob ich erst auf die Toilette oder gleich zu ihm gehen
solle und ihn wieder in den Schlaf stille. Ich entschied mich für letzteres und
gab ihm die Brust. Nachdem er eingeschlafen war, ging ich noch schnell auf die
Toilette und legte mich ins Bett. Ich legte mich auf die rechte Seite und
entschied mich nochmal auf links zu drehen und dann passierte es! PENG! Die
Fruchtblase platzte. Ich dachte mir nur: Urgh! Und schon schoss mein Puls auf
180! Ich rief sofort meinen Mann, doch er hörte nicht sofort, so dass ich
gleich drei oder vier Mal rief. Davon wurde der Minijuchu wieder unruhig, weswegen
ich ihm sein Ohr zuhielt und den Busen in den Mund stopfte. Nun kam mein Mann auch
(endlich) rein und ich erzählte ihm was passiert war. Wir überlegten, ob wir
den Rettungsdienst anrufen sollen und entschieden uns wegen der BEL dafür. Er
rief also an, während ich weiter stillte. Mit jedem Schwall der an Fruchtwasser
heraus kam, spürte ich ein immer heftiger werdendes Ziehen. Mein Mann
entschloss sich noch zu duschen (er hatte die Ruhe weg) und ich informierte
meine Eltern und Schwiegereltern, welche innerhalb von 5 Minuten alle da waren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Rettungsdienst da und meine größte Sorge
war tatsächlich, dass sie den Minijuchu aufwecken würden. Also stöpselte ich
ihn ab und wackelte mit meiner nassen Hose in den Rettungswagen. Umziehen
wollte ich mich nicht, da es sowieso überflüssig war, weil das Fruchtwasser
immer wieder heraus lief. Im Rettungswagen wurde ich dann liegend angeschnallt
und wir fuhren los. Hallelujah, war das ein Gerumpel. Die Wehen hielten sich
während der Fahrt in Grenzen und ich hatte auch das Gefühl, dass nicht mehr soo
viel Fruchtwasser kam.
Irgendwann um kurz nach 3 Uhr kamen wir im
Krankenhaus an und ich wurde sofort in den Kreißsaal verfrachtet. Dort
angekommen wurde ich untersucht, erzählte sämtliche Informationen wegen der
Blutgerinnungsstörung und machte deutlich, dass ich einen Kaiserschnitt möchte.
Da ich mich auch dort mehrmals übergeben musste, erkannten sie meine Lage und
bereiteten alles für die OP vor. Die Gynäkologin führte ihr Aufklärungsgespräch
gefühlt in einer Minute durch, der Anästhesist, ein Mann, nahm sich dafür alle
Zeit der Welt. Dass ich in regelmäßigen Wehen von 2-3 Minuten war,
interessierte ihn nicht. Damit es schneller ging, antwortete ich auf seine
Frage, ob mir die Risiken einer Vollnarkose bewusst seien mit ja. Fragt der
mich doch nicht allen Ernstes, welche Risiken es gäbe und ich sie ihm nennen
könne. „Dann sagen Sies halt nochmal“, pflaumte ich ihn an. Irgendwann war er
dann auch fertig und ich durfte den Aufklärungsbogen unterschreiben. Aber in
den OP durfte ich immer noch nicht. Der Oberarzt für die Anästhesie sei noch
nicht da, ich musste noch kurz rasiert und umgezogen werden usw. Und das alles
unter Wehen! Es wurde mir zwischendurch etwas gegen die Übelkeit gegeben, was
wirklich gut wirkte. Der Wehenhemmer der mir allerdings verabreicht wurde,
brachte irgendwie kaum etwas und wenn, dann nur für ganz kurz.
Schließlich gegen 4 Uhr hieß es, dass ich in
den OP darf und wurde weg gefahren. Dort angekommen musste ich dann tatsächlich
noch auf den Tisch klettern, aber wenigstens warteten sie die Wehe ab. Ich
wurde desinfiziert (Brr, war mir kalt!), mehr Zugänge gelegt und auch der
Muttermund wurde nochmal untersucht. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass er
wohl zu diesem Zeitpunkt quasi offen war. Aber wer weiß, ob ich Kraft zum
Pressen gehabt hätte zumal er ja auch noch in BEL lag. Zwischendurch fragte ich
mich, wie ich diese Wehen bei dem Minijuchu so lange (von 12-20 Uhr) aushalten
konnte. Dass der Muttermund aber mehr oder weniger nach 2 Stunden nach Platzen
der Fruchtblase offen war, erklärte die Stärke der Wehen. „Wann geht’s denn
endlich los?!“ fragte ich ungeduldig. Ich glaube im OP bekam ich nochmal einen
Wehenhemmer und der Anästhesist setzte mir die Sauerstoffmaske auf und drückte
mir dabei total die Nasenflügel zu, so dass ich kaum atmen konnte. Nach einigen
weiteren Minuten wurde ich darüber informiert, dass es nun los ginge. Ein
tolles „Karussellgefühl“ gab es irgendwie nicht, ich bin einfach nur eingeschlafen
und weg war ich.
Um 4.20 Uhr wurde dann unser zweiter Sohn mit
2970g und 49cm geboren und mein Mann wartete im Nebenraum. Später offenbarte er
mir, er habe gesehen, wie meine Gedärme wieder reingestopft wurden. Mhhh!
Als ich wieder aufwachte, waren wir schon
wieder im Kreißsaal. Mir ging es relativ schnell wieder gut und ich bekam auf
Wunsch auch Schmerzmittel. Als ich wieder richtig wach war, unterhielten wir
uns und mein Mann zeigte mir die ersten Fotos von unserem Babyjuchu. Er wurde
nach der Geburt in die Kinderklinik zur Erstversorgung gebracht, da er mit 35+6
rechnerisch ja noch ein Frühchen war.
Nachdem ich wieder vollends wach war, wurde
ich auf die Wöchnerinnenstation gebracht und hatte eine recht nette
Zimmernachbarin, mit der ich mich fast den ganzen Tag unterhalten habe.
Nachmittags kamen mich dann meine Eltern und Schwiegereltern sowie der
frischgebackene Bruder mit Papa besuchen. Gemeinsam wollten wir unseren Babyjuchu
in der Kinderklinik anschauen gehen. Ich musste hierfür aufstehen und klar
zwickte es etwas, aber es war auszuhalten. Der große Bruder schob Mama dann
schließlich mit dem Rollstuhl in die Kinderklinik, wo wir unseren kleinen
Schatz dann alle bestaunten.
Er brauchte nur die ersten fünf Minuten eine
Atemunterstützung und hatte anfangs eine Magensonde und zwei Zugänge in der Hand, über welchen er eine
Zuckerlösung bekam.
Abends besuchte uns nochmal die Tante und wir
gingen erneut in die Kinderklinik. Leider durfte sie nicht lange bleiben, so
dass ich mit ihm alleine im Zimmer blieb. Er hatte bereits ein Familienzimmer,
da ich dachte, er müsse mindestens bis Montag (37+0) bleiben. Plötzlich fiel
mir ein, dass ein Mädchen damals aus dem Vorbereitungskurs vom Minijuchu auch
auf der Wöchnerinnenstation mit Monitor überwacht wurde und ich fragte nach, ob
das denn möglich sei. Die Krankenschwester bestätigte mir das, sofern die
Kinderärzte ihn „freigeben“ würden.
Montag, 11.12.2017
Am nächsten Tag hatte ich wieder Durchfall und
die Krankenschwester riet mir, falls es doch Magen-Darm war/ ist, auf den
Besuch in der Kinderklinik zunächst zu verzichten. Also hakte ich den Gedanken,
dass er zu mir kommt ab, da ich ja nicht weiter am Ball bleiben konnte. Mittag
kam dann die Krankenschwester zu mir ins Zimmer und meinte sie habe eine gute
Nachricht! Er kommt gleich zu mir hoch aufs Zimmer!! Ich konnte es gar nicht
glauben, da ich ja nicht weiter nachfragen konnte und freute mich sooo sehr,
mein Baby endlich bei mir haben zu können. Und es dauerte tatsächlich nur 15
Minuten und dann war er wirklich bei mir. Zwar mit Monitor, aber das war das
geringste Übel. Ich weinte so vor Freude und auch jetzt treibt mir die
Erinnerung daran fast wieder ein Tränchen ins Auge. Es war einfach so
unerwartet, da ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Eine weitere
Überraschung war dann die Nachricht, dass wir beide am Freitag, 5 Tage
postpartum zusammen die Klinik verlassen durften.
Auch so ging es mir trotz des Kaiserschnittes
echt schnell gut. Ab Dienstag, dem 2. Tag nach Geburt brauchte ich schon keine
Schmerzmittel mehr und war auch echt schnell wieder mobil.
Ebenso machte der Minijuchu alles bestens! Es
fing damit an, dass er am Tag der Entbindung morgens aufwachte und „Zwei Omas!!“
im Bett vorfand! Er muss sich über diese Situation erstmal kaputt gelacht haben
und auch dass sie ihm Müsli machten, fand er toll. Seine Krankenhausbesuche begeisterten
ihn auch jedes Mal, da er Aufzug fahren durfte und seinen Puppenbuggy quer
durchs Krankenhaus schieben konnte. Dadurch dass ich ein Einzelzimmer hatte,
konnte er sich ausbreiten, toben und spielen, ohne jemanden zu stören. Wir aßen
meist gemeinsam zu Abend und auf dem Heimweg schauten sie die Punktebeleuchtung
der Nachbarn an und hörten „Bayern“ (Antenne Bayern). Dann gab es gefühlt drei
Stunden Peppa Wutz, aber Ausnahmesituationen fordern nun mal Ausnahmen! Und das
war auch gut so. Meine größte Sorge war immer wieder, wie er denn ohne mich
v.a. auch nachts auskommt und ich muss sagen, Papa und Peppa (hihi) meisterten
das Bestens, so dass ich jetzt schon wieder hier sitze und heulen könnte. Vor
Stolz! Und Liebe!
Er ist in dieser Zeit so groß geworden: zum
einen körperlich (ich habe ihn so wenig wie noch nie gesehen und wunderte mich
immer wieder erneut, wie anders und groß er heute wieder aussah) und zum
anderen innerlich. Er nabelt sich immer mehr von mir ab und das ist auch gut
so. Vielleicht haben wir diesen Einschnitt auch so gebraucht, dass ich ihn
quasi loslassen musste, um zu sehen, dass er auch viel ohne mich kann und
schafft. Ich werde immer seine Mama sein und bleiben, aber seinem Großwerden
tat die Geburt seines Bruders sehr gut. Und wie er erst seinen Bruder liebt!
Über alles!!! Und das macht mich unheimlich stolz! Stolz auf meine kleinen
Männer und auf meinen großen Mann wie wir vier das alles geschafft haben! Vier!
Wahnsinn, wir sind wirklich zu viert, so richtig Familie! Und ich liebe sie,
meine Familie!
Nachtrag:
Ich erfuhr von immer mehr Mamas aus unserer
Krabbelgruppe, dass ihre Kinder auch an dem besagten Wochenende gebrochen haben
und Durchfall hatten. War es nun eine Magen-Darm-Infektion bei mir oder doch „nur“
die Geburt???
Eine Woche (!!!!!!!) nach der Geburt eröffnete
mir dann noch meine Mama, dass sie sich an dem besagten Samstag auch übergeben
hatte! Sie erzählte es mir allerdings nicht gleich, um mich nicht zu
verunsichern! WAAAAAAS? Sie war auch bei dem Krabbelgruppentreffen dabei und
das war für mich dann der letzte Beweis, dass es tatsächlich bei mir auch
Magen-Darm war und dieser blöde Virus tatsächlich die Geburt ausgelöst hatte.